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Ein Leben lang im Einsatz für soziale Gerechtigkei

Nachruf zum Tod von Josef „Bepp“ Zeitler (97)

Mit großem Bedauern und inniger Anteilnahme wurde in Igstadt, insbesondere in der Mitgliedschaft der örtlichen SPD, die Nachricht vom Tod Josef Zeitlers aufgenommen, der am 07. Juni 2020 im gesegneten Alter von 97 Jahren verstarb.
Zeitler, der bis zuletzt selbständig in seinem Haus in der Hinterbergstraße wohnte, hinterlässt zwei Söhne sowie eine Tochter und deren Familien mit fünf Enkeln und drei Urenkeln. Gebürtig 1922 in Ellbogen im Egerland überlebte er glücklicherweise den Zweiten Weltkrieg trotz gefahrvollem Einsatz an mehreren Fronten. Mit seiner Frau Johanna kam er im September 1946 nach Wiesbaden-Igstadt, wo er sich sehr schnell heimisch fühlte und sich früh im gesellschaftlichen Leben des Ortes engagierte. So war er Gründungsmitglied der Spielvereinigung Igstadt, als Fußballer aktiver Sportler und auch mehrere Jahre Vorsitzender dieses Vereins.
Bereits kurz nach Gründung des Landes Hessen konnte er nach dem Besuch eines Seminars beim Sozialministerium in Wiesbaden eine Tätigkeit bei der AOK aufnehmen. Dort wurden seine Sachkompetenz und seine qualifizierte Arbeit so hoch geschätzt, dass sein beruflicher Aufstieg in diesem Unternehmen bald vorgezeichnet war. Er wurde Geschäftsführer und übte bis zu seinem Renteneintritt 1985 die Funktion des Leitenden Direktors der AOK Wiesbaden aus. Sehr bald schon hatte er sich einen hervorragenden Ruf als Experte im Gesundheitswesen erworben, so dass seine Mitwirkung bei der Konzeption für den Neubau der Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) gefragt war. Auch als Referent für Vorträge zum Bereich Krankenversicherung war er unterwegs. Er machte sich stark für Mütterkuren und Kuren für Kinder. Zeitler war Fachlehrer in einer kaufmännischen Berufsschule in Frankfurt und Mitglied der Prüfungskommission für den mittleren und gehobenen Dienst.
Seine berufliche Tätigkeit im Sozialbereich übte er von Anfang an auf der Grundlage eines humanistischen Wertesystems und einer klaren politischen Grundüberzeugung aus. Denn aus der Barbarei des Nationalsozialismus und dem leidvollen Erleben der faschistischen Kriegspolitik zog er bereits 1946 die persönliche Konsequenz und trat – sozusagen in der Tradition seines Vaters, der ebenfalls Sozialdemokrat war - in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands ein, in der er sich über Jahrzehnte hinweg aktiv engagierte, ohne aber je ein öffentliches Mandat zu übernehmen. Von der Igstadter SPD, in der er – wie auch in seinem Freundeskreis – stets liebevoll „Bepp“ genannt wurde, wurde er vor vier Jahren für seine 70-jährige Mitgliedschaft geehrt, ein auch in der ältesten Partei Deutschlands äußerst seltenes Ereignis. Öffentliche Ehrungen wurden ihm mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Ehrenbrief des Landes Hessen zuteil.
Zu seinen Geburtstagen konnte er in den letzten Jahren neben Vertretern „seiner“ Partei stets auch Repräsentanten des Igstadter Heimat- und Geschichtsvereins begrüßen, für den er in seinem hohen Alter ein wichtiger Zeitzeuge war. Noch im Dezember des vergangenen Jahres empfing er die Geburtstagsgäste wie stets gut gelaunt, geistig rege und interessiert am politischen und gesellschaftlichen Geschehen in der Stadt und im Dorf. Allerdings räumte er ein: „Das Laufen geht nicht mehr so gut, aber ich hätte niemals für möglich gehalten, dass ich nach etlichen lebensbedrohenden Situationen in diesem schrecklichen Weltkrieg jemals bei guter Gesundheit so alt werden würde.“
Nun hat „Bepp“ Zeitler nach einem vorbildlichen Leben seine letzte Reise angetreten.
Den Igstadtern und allen, die mit ihm verbunden waren, wird sein Wirken und seine Persönlichkeit in bester Erinnerung bleiben. Helmut Nehrbaß

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