VUlkane
Exkursion des Heimat- und Geschichtsvereins in die vulkanische Eifel
Mit 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Vulkan-Exkursion am vergangenen Samstag ausgebucht. Sie wurde vom Vorsitzenden des HGV Michael Weidenfeller geleitet, der aufgrund seiner beruflichen Erfahrung im rheinland-pfälzischen Landesamt für Geologie und Bergbau ein Heimspiel hatte. Er konnte auch 4 Kinder der „AG Vulkane“ der Peter Rosegger-Schule in Igstadt begrüßen. Diese Arbeitsgruppe wird ehrenamtlich von Petra Westphal geleitet, die ebenfalls an der Exkursion teilnahm. Besonders freute es den HGV, dass auch die neue Ortsvorsteherin Birgit Neumann mit dabei war. Um die Zeit bis in die Eifel zu verkürzen, galt es, vulkanische Gesteinsproben im Bus zu beschreiben und zu bestimmen. Hier lag der Vorteil eindeutig bei den Kindern, die ihre Kenntnisse aus der AG zum Erstaunen der Erwachsenen souverän zum Besten gaben. „Für die Zukunft braucht man sich keine Sorgen um den Nachwuchs an Vulkanologen zu machen“ schmunzelte anerkennend der Fachmann.
Als erster Punkt wurde der aktive Steinbruch Ochtendung der Firma RPBL angefahren. Im Tross spazierte die Gruppe ins Innere des Vulkans oder besser gesagt in das Innere einer ganzen Vulkangruppe. Eigens war Oberbetriebsleiter Schäfers gekommen, um sachkundig über die Gewinnung von Basalt und Lavaschlacke zu berichten. Spannend war es zu erfahren, wofür der Rohstoff verwendet wird. Vom Betonzuschlagsstoff bis zur Frostschutzschicht im Straßenbau, das Spektrum von Produkten überraschte die Zuhörer. Michael Weidenfeller erklärte die Hintergründe des Vulkanismus in der Eifel und die Besonderheiten der Entstehung der Vulkane und der für die Eifel typischen Maare. Die Kinder ließen es sich nicht nehmen, sich vor den großen LKW fotografieren zu lassen, deren Reifendurchmesser mehr als doppelt so groß sind wie die Größe eines Menschen. Begehrt waren auch kleine Gesteinsbruchstücke mit großen Mineralen, die mit wohlwollender Zustimmung des Betriebsleiters in den Hosentaschen verschwanden.
Zweite Station war die berühmte Wingertsbergwand nördlich von Mendig. Auf einem staubigen Zufahrtsweg ging es zunächst mit dem Bus und dann zu Fuß weiter, bis hinter Büschen eine über 30 Meter hohe nahezu senkrechte Wand sichtbar wurde. „Hier ist das komplette Ausbruchsgeschehen des Laacher See-Vulkans, der vor 13.000 Jahren ausgebrochen ist, wie in einem Buch lesbar. Vulkanologen aus der ganzen Welt kommen zu diesem Hotspot der Geologie“ begeisterte sich der Experte und wies auf Besonderheiten wie Einschlagstrichter von vulkanischen Bomben und Dünen aus vulkanischer Asche hin. Selbst für Nichtfachleute ist die Wand überwältigend und auch in ihrer Ästhetik einzigartig. Mittlerweile näherte sich die Lufttemperatur der 30 Grad-Marke, sodass die lange Mittagspause direkt am Laacher See sehr willkommen war. Die Zeit wurde für eine Bootsfahrt auf dem See, den Besuch der Klosteranlage Maria Laach oder für ein leckeres Eis genutzt.
Erholt und gestärkt ging es weiter zum Lavadome Museum in Mendig. Hier wurde die Gruppe von zwei Gästeführern empfangen, die die Igstadter durch die Ausstellung begleiteten. Besonders die Animation der Vulkanausbrüche und die Mitmachstationen kamen gut an. Das nachgestellte Szenario eines fiktiven Vulkanausbruches und die Reaktion der Einsatzkräfte und Verantwortlichen ließ den einen oder anderen nachdenklich zurück.
So ganz unwahrscheinlich ist das alles nicht. Der Eifelvulkanismus wird international als aktiv bezeichnet. Das Landesamt für Geologie und Bergbau hat in den letzten Jahren die Überwachung ausgebaut. Dazu zählen Erdbebenmessstationen, Messungen an Gasaustritten aus dem Laacher See und die Beobachtung der Landoberfläche, die sich bei einem verstärkten Zutritt von Magma in der Erdkruste messbar aufwölben würde. Allerdings gibt es keine Anzeichen, dass ein Vulkanausbruch in nächster Zukunft zu erwarten wäre. Doch über eines sind sich alle Vulkanologen einig: Der Vulkanismus in der Eifel ist nicht zu Ende, nur weil die letzte vulkanische Aktivität, die Entstehung des Ulmener Maares, 11 000 Jahre zurück liegt. Irgendwann wird wieder ein Vulkan in der Eifel ausbrechen. Ob als vergleichsweise harmloser Schlackenvulkan oder katastrophal wie beim Laacher See, wir wissen es nicht.
Letzte Station der Exkursion war das Eintauchen in die Unterwelt des ehemals größten Basaltlava-Bergwerks der Welt unter der Stadt Mendig. Ausgerüstet mit Helmen ging es 150 Stufen abwärts oder bequemer mit dem Aufzug in die Basaltkeller 30 Meter unter der Erde. Hier konnte anschaulich nachvollzogen werden, mit welcher Anstrengung die Bergleute aus den Basaltsäulen die Rohlinge herausschlugen und noch untertage zu Mühlsteinen verarbeiteten. Später wurden die Keller zum Einlagern von Bier genutzt, da die Temperatur das ganze Jahr über konstant bei 6 bis 8 Grad liegt. Zeitweise gab es in Mendig bis zu 28 Brauereien. Auch in jüngster Vergangenheit erfuhren die Keller neue Nutzungen. Dazu gehören ein Trauzimmer in einer Nische oder ein kleiner Saal für Konzerte. Hin und wieder dienen die imposanten Hallen und Gänge als Kulisse für Filmprojekte. Völlig unbeeindruckt davon sind die Fledermäuse, die ihr Winterquartier in den Kellern gefunden habe. Bis zu 30 000 Exemplare wurden allein in Mendig registriert. Zusammen mit dem „Bierkeller“ in Mayen bevölkern sie damit eines der größten Winterquartiere in Deutschland.
Nach so vielen Eindrücken an einem sehr warmen Spätsommertag schmeckten das Bier und das gute Essen im Vulkanbrauhaus Mendig besonders gut. „Ich habe noch nie in so kurzer Zeit so viel über Vulkane erfahren“ so das Fazit eines begeisterten Teilnehmers, der nach einem Tag voller Eindrücke und Erlebnisse die erholsame Rückfahrt genoss. Nicht so die Kinder, sie löcherten den Fachmann mit Fragen bis zur Ankunft in Igstadt.
Michael Weidenfeller, HGV Igstadt